Mit Papst Franziskus beten wir, dass zerbrochene Familien durch Vergebung die Heilung ihrer Wunden finden können, indem sie auch in ihren Unterschieden den Reichtum der anderen wiederentdecken.
Vermutlich ist keine gesellschaftliche Institution so im Wandel begriffen wie die Familie. Familie ist vielfältig geworden über das klassische Bild von Vater-Mutter-Kind hinaus. Dazu kommen viele Herausforderungen, vor die Familien heute gestellt sind. Und nicht selten zerbrechen Familien daran. Enttäuschungen, oft unausgesprochen, Trennung und Einsamkeit oder offener Streit und sogar Gewalt sind Folgen, unter denen alle Familienmitglieder leiden.
Dann ist es wichtig, sich auf die Liebe zu besinnen, die die Familie einmal in all ihrer Unterschiedlichkeit und Vielfalt der einzelnen Charaktere verbunden hat. Das ist eigentlich die große Stärke der Familien, die es den einzelnen ermöglicht miteinander und aneinander zu lernen und zu wachsen. Zu diesem Prozess gehört immer wieder auch, Schuld und Versagen einzugestehen und um Vergebung zu bitten. Wo das selbst in der Situation des Scheiterns und des Zerbrechens in Liebe geschieht, da kann eine Familie wieder neu Frieden und Freude finden, oder wenigstens in einem versöhnten Miteinander neue Wege gehen.
Papst Franziskus stellt immer wieder die Barmherzigkeit in den Mittelpunkt seiner Verkündigung. Mit seinem Gebetsanliegen will er uns ermutigen, die Sorgen und Nöte der Familien als die Sorgen und Nöte der kirchlichen Gemeinschaft zu verstehen. Er lädt uns ein, eine Kirche zu sein, die barmherzige Begleitung anbietet, die zuhört ohne zu urteilen, die sensibel ist für die Vielschichtigkeit jeder familiären Situation und die den Familien nahe ist in ihren Momenten der Not. Die Kirche soll ein Ort sein, an dem sie gerade dann Geborgenheit erfahren und Hilfe finden, einander zu vergeben und neue Wege miteinander zu beschreiten. Denn der reiche Erfahrungsschatz der Gemeinschaft kann Räume bieten zum Gespräch, zur Begleitung und auch zum Gebet, wodurch Heilung geschehen kann und neue Perspektiven entstehen.
Im Jahr 2012 hatte Papst Benedikt XVI. ein italienisches Ehepaar aus der Fokolar-Bewegung gebeten, die Meditationen zum Kreuzweg im Kolosseum zu verfassen und dabei die Sorgen der Familien ins Gebet zu bringen. Darin heißt es:
Marco Weber
Meditation
Jesus, am Kreuz hast du uns gelehrt zu lieben. Indem wir dich dort oben am Kreuz betrachten, lernen auch wir als Familie einander zu lieben und unter uns jene Aufnahmebereitschaft zu schätzen und zu pflegen, die sich selbst hinschenkt und die weiß, dass sie dankbar angenommen wird. Die zu leiden vermag und die es versteht, das Leiden in Liebe zu verwandeln.
(aus der Meditation zur 11. Kreuzwegstation, Rom 2012)