Ein eigenes Bekenntnis und viele Ämter
Die CEK beruft sich auf das Johannes-Evangelium, allerdings nicht in der in allen christlichen Konfessionen gültigen Fassung. Vielmehr habe das Oberhaupt der Kirche, der Großerzbischof und Primash (sic) Pax Immanuel II.dieses Evangelium "nach Quellen altaramäischer und altgriechischer Schriften sowie apokrypher Texte" neu geschrieben und um Fehlendes ergänzt. So werden z.B. mehrfach die (im Urtext nicht vorkommenden) Essener eingeführt. Auf dieser Grundlage ergibt sich ein eigenes Bekenntnis jenseits der altkirchlichen Bekenntnisse: "Unser Vater ist Gott, unsere Mutter die Erde, Jesus der Christus, Maria die Königin der Engel, die Engel unsere Schwestern und Brüder." Die CEK kennt zwei Arten von Taufe, die anscheinend aufeinander aufbauen: Die "Taufe mit heiligem Wasser" sei ein Reinigungsritual, die "Taufe mit dem Heiligen Geist" sei vergleichbar mit der Einweihung bei den Katharern und sei "hilfreich bei unseren irdischen Lernprozessen" und stelle "eine Harmonie in diesen und in uns" her. Eine Aufnahme in die Gemeinschaft sei damit nicht verbunden.
Eigenen Angaben zufolge verfügt die CEK über Landeskirchen in Deutschland, Ungarn, der Slowakei, Spanien und der Schweiz. Der deutschen "Bischofskonferenz" gehören 18 Mitglieder (männlich und weiblich) an, darunter 6 Erzbischöfe, 4 Bischöfe, 6 Titularbischöfe, 1 Äbtissinn und 1 Erzäbtissin . 20 weitere (nebenamtliche) Priesterinnen und Priester zählt die Homepage mit Adresse auf. Folgt man einer Pressemeldung im "Trierischen Volksfreund", so hat man damit auch schon die Mitgliederzahl dieser Kirche erfasst: lauter Häuptlinge, aber keine Indianer. An der Spitze steht der Großerzbischof und Primash Pax Immanuel II.
Äußeres Merkmal der Priesterschaft ist die liturgische Kleidung im Gottesdienst bzw. das Kollar im Alltag; beides ist auf Bildern der Homepage zu sehen. Im strahlend weißen, erkennbar dem päpstlichen Gewand nachempfundenen Outfit präsentiert sich dort der mutmaßliche Gründer der CEK, Eckard Strohm.
Der "Primash" hat eine längere spirituelle Biographie hinter sich. Auf der deutschsprachigen Homepage wird er zwar im Bild gezeigt, nicht aber mit bürgerlichem Namen genannt. Ein Link zu seiner persönlichen Homepage führt jedoch zum Namen Eckard Strohm sowie zu einer sehr legendarisch anmutenden Biographie, in der viel von paranormalen Fähigkeiten schon im frühen Kindesalter sowie von diversen esoterischen Heilkünsten die Rede ist. Im Klappentext eines seiner Bücher wird er als "Medium, Geistheiler und Seminarleiter" vorgestellt sowie als "Reiki-Großmeister"; er trage den Ehrentitel "Magus", das heiße "Eingeweihter".
Nach Zeitungsberichten aus dem Jahr 1999 wurde gegen Strohm ein staatsanwaltliches Ermittlungsverfahren, wegen Betruges sowie Verstößen gegen das Waffengesetz und das Arzneimittelgesetz eingeleitet Das Ergebnis war eine Freiheitsstrafe auf Bewährung wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz; folgt man Strohm selbst, geht dies auf seine Unkenntnis der einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen zurück. Mit Datum vom 15.07.2002 veröffentlichte das Amtsblatt der Erzdiözese Köln eine Warnung vor Strohm bereits mit Bezug auf die hier erstmals genannte "Christlich Essenische Kirche".