1555 veröffentlichte Nostradamus den ersten Teil seiner Centurien. Durch diese Prophezeiungen ist er bis heute bekannt. Diese Centurien sind Sammlungen von Versen, die aus vier Zeilen bestehen. Eine Centurie besteht aus 100 Versen. Nostradamus widmete die ersten sieben Centurien seinem Sohn Cesar. Im Vorwort zu diesen Prophezeiungen schreibt Nostradamus:
"Dein spätes Ankommen, mein Sohn Caesar Nostradamus, hat mich veranlasst niederzuschreiben, was ich seit langem in Nachtwachen zusammengetragen habe. (…). Was mir durch Gottes Wesenheit und astronomische Konstellationen zur Kenntnis gebracht wurde, soll zum allgemeinen Nutzen der Menschheit werden. Das Schlüsselwort zu den okkulten Prophezeiungen bleibt allerdings in meinem Inneren verschlossen. Man muss auch in Betracht ziehen, dass die Ereignisse letztlich ungewiss sind und dass alles regiert und verwaltet wird von der unbegreiflichen Macht Gottes."
Die letzten drei Centurien erschienen 1558. Nostradamus widmete sie dem König Heinrich II. Nostradamus starb am 2. Juli 1566.
Sein Ruhm als Wahrsager künftiger Ereignisse verbreitete sich jedoch bereits zu seinen Lebzeiten. Der Grund dafür war ein Ereignis, dass Nostradamus 1555 in Vers 35 seiner ersten Centurie vorausgesagt haben soll.1559 kam bei einem Turnier mit Pferd und Lanze König Heinrich II. ums Leben. Sein Gegner, der schottische Graf von Montgomery, Gabriel de Lorges, hatte den König tödlich verwundet. Beim Zusammenprall war seine Lanze abgebrochen und das abgebrochene Ende durch das goldene Visier in das Auge des Königs eingedrungen. Nach qualvollem Leiden starb der König am 10. Juli 1559 an dieser Verletzung.
Die Prophezeiung, in der Nostradamus dieses Ereignis vorausgesagt habe soll, lautet:
"Der junge Löwe überwindet den alten auf kriegerischem Feld im Einzelwettkampf.
Im goldenen Käfig wird er ihm die Augen ausstechen. Von zweien dann stirbt einer eines grausigen Todes".
Obwohl diese Verse keine konkreten Angaben, wie beispielsweise Namen oder Jahreszahlen enthalten, wurde diese Prophezeiung auf dieses Ereignis hin gedeutet. Daran änderte auch nichts, dass dieses Tunier keine kriegerische Handlung war. Die beiden am Turnier Beteiligten waren zudem etwa im gleichen Alter. Seit diesem Ereignis wurden die Centurien des Nostradamus immer wieder nachgedruckt und dienen bis heute zahlreichen Deutern als Grundlage ihrer Zukunftsprognosen.
Die Centurien sind in einer verschlüsselten Sprache, einem Gemisch von Altfranzösisch, Latein und eigenen Wortneu- und -umbildungen abgefasst. Viele Verse sind kaum verständlich und schwer zu übersetzen, weil sie häufig aus unverbundenen Begriffen bestehen, denen ganz unterschiedliche Bedeutungen zugeschrieben werden können. Diese Undeutlichkeit – Nostradamus selbst spricht von „nebelhaften Bildern“ - war offenbar bereits von Nostradamus selbst beabsichtig. Sie macht Spekulationen in vielfältige Richtungen möglich. Einzelne Verse wurden im Laufe der Geschichte ganz unterschiedliche übersetzt, unterschiedlich verstanden und auf ganz unterschiedliche Ereignisse angewendet. Dabei wurden sogar völlig gegensätzliche Verläufe desselben Ereignisses vorausgesagt.
Als angebliche Voraussagen eines bestimmten Ereignisses werden die Verse des Nostradamus oft erst dann herangezogen, wenn das entsprechende Ereignis bereits eingetreten ist. So wurde der Vers 72 seiner zehnten Centurie von vielen seiner Interpreten als Voraussage der Anschläge auf das World Trade Center am 11. September 2001 gedeutet - allerdings erst, als der Anschlag schon geschehen war.
Auch die Corona-Pandemie soll Nostradamus angeblich vorausgesagt haben. Auch hierzu finden sich in den Werken von Nostardamus keine Belege. Vielmehr werden Nostradamus erfundene Aussagen unterstellt, die er nie gemacht hat und die nicht aus seinen Werken stammen.