Die „Giordano-Bruno-Stiftung“ (gbs) kann als wichtiger Vertreter des organisierten kämpferischen Atheismus in Deutschland bezeichnet werden. Sie versteht sich als „Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung“, die sich am „Leitbild des evolutionären Humanismus orientiert“. Sie sieht sich als Interessensvertretung der konfessionslosen Menschen in Deutschland. Ihre Aktivitäten sind durch vielfältige, vor allem religions- und kirchenkritische Aktionen bestimmt.
Die Stiftung, die die Bezeichnung „atheistisch“ ausdrücklich ablehnt, orientiert sich dessen ungeachtet inhaltlich im Wesentlichen an den Positionen des „Neuen Atheismus“. Der Name der Stiftung leitet sich von dem 1600 als Ketzer verbrannten Dominikanermönch Giordano Bruno her, der allerdings weder Atheist noch Naturalist war.
Die Stiftung mit Sitz in Oberwesel wurde 2004 von dem Unternehmer Herbert Steffen (1934–2022) gegründet, der selbst lange engagierter Katholik war. Vorstandssprecher ist Michael Schmidt-Salomon, der durch vielfältige religions- und kirchenfeindliche Veröffentlichungen und Äußerungen in Erscheinung getreten ist. Beispielsweise bezeichnete er das Christentum als die „dümmste Religion“ und religiöse Menschen als „Religioten“ (Menschen, die unter „Religiöser Idiotie“ leiden). Die Stiftung gab ihre Mitgliederzahl dem Informationsdienst REMID zufolge 2017 mit 8.500 an.
Giordano-Bruno-Stiftung (gbs)/ Internationaler Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA):Schlussmachen jetzt - Atheistischen Buskampagne 2019
Sie soll in 26 Städten Station machen, darunter auch in Trier und Saarbrücken.
Die Buskampagne richtet sich vor allem gegen das gesellschaftspolitische Engagement, die rechtliche Verfasstheit und gegen die Finanzierung der christlichen Kirchen in Deutschland.
Die Kampagne hat sich zum Ziel gesetzt, die religiösen Gemeinschaften in Deutschland, insbesondere die christlichen Kirchen, aus dem öffentlichen Raum zu drängen. Sie bestreitet die Rechtmäßigkeit des verfassungsrechtlichen Status der christlichen Kirchen und anderer Religionsgemeinschaften in Deutschland. Sie wirft der Politik „Verfassungsbruch“ vor, weil sie angeblich die Vorgaben des Grundgesetztes bezüglich des Gebots der weltanschaulichen Neutralität des Staates nicht einhält.
Dazu zeichnet die Kampagne das Zerrbild einer „Kirchenrepublik Deutschland“, in der die Politik demnach in einer „christlichen Filterblase“ gefangen ist und die Bürger durch kirchlich beeinflusste Gesetze in ihrer Freiheit eingeschränkt und gegängelt werden.
Anmerkungen
Es ist kein Zufall, dass die Kampagne zu einer Zeit stattfindet, in der sich insbesondere die katholische Kirche in einer schwierigen Lage befindet: „Kein Wunder, dass die Vorfreude auf die säkulare Buskampagne ‚Schlussmanchen jetzt‘ groß ist“ heißt es dazu bei den Initiatoren der Kampagne.
Diese Ausgangslage lässt leicht aus dem Blick geraten, dass sich die Kampagne nicht nur gegen die christlichen Religionsgemeinschaften richtet, sondern gegen Religion überhaupt. Es geht den Initiatoren nicht nur darum, Missstände zu benennen, sondern Religion überhaupt zu diskreditieren und die verfassungsmäßige Ordnung der Bundesrepublik im Sinne eines strikten Laizismus so zu verändern, dass eine gesellschaftspolitische Mitwirkung der Religionsgemeinschaften in Deutschland nicht mehr möglich ist. Das entspricht den auch an anderer Stelle formulierten Forderungen der beiden atheistischen Organisationen.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen, die den Kirchen und Religionsgemeinschaften vielfältige gesellschaftliche Mitwirkungsmöglichkeiten eröffnen, sind keineswegs verfassungswidrig. Vielmehr betont das Grundgesetz zwar die religiöse Neutralität des Staates, sieht jedoch keine strikte Trennung von Staat und Religion vor (Art. 4 und Art. 137 GG). Diese und weitere Bestimmungen des Grundgesetztes ermöglichen es dem Staat und den Religionsgemeinschaften, in vielen Bereichen zusammenzuarbeiten.
Ein Blick auf die Szene der atheistischen und säkularen humanistischen Organisationen zeigt erhebliche Unterschiede. Nicht alle nichtreligiösen Weltanschauungsgemeinschaften, die beispielsweise im „Koordinierungsrat säkularer Organisationen e.V.“ (KORSO) zusammenarbeiten, teilen den kämpferischen, oft auch polemischen Atheismus der Veranstalter der Buskampagne, den man in vieler Hinsicht als religions- und kirchenfeindlich bezeichnen muss. Vor allem säkulare humanistische Organisationen, die sich für eine säkularen humanistischen Lebensgestaltung einsetzen, unterstützen diese Kampagne nicht.
Zuletzt bearbeitet am 8. Mai 2019