Hilfreiche Tipps aus der Praxis für die Praxis :Zur Vorbereitung eines Kindes mit Behinderung zur Erstkommunion
Oft ist die Überraschung groß, wenn Eltern ein Kind mit einer Behinderung zur Erstkommunionvorbereitung anmelden. Und schnell folgt die zweite Reaktion: wie soll das denn gehen? Und auch: wie bekommen wir das auch noch hin?
Wir können gut nachvollziehen, wenn dies als Herausforderung oder auch Überforderung betrachtet wird. Aber wir wollen die Angst davor nehmen und dazu auffordern, dies als Chance zu sehen, einen neuen Blick zu gewinnen.
Grundsätzlich: Die Vorbereitung ist individuell und vieles entwickelt sich unterwegs. Eine wichtige Grundlage ist es , „einen Draht“ zum Kind zu finden. Wenn das Kind sich angenommen fühlt und so „communio“ erfährt, ist das die beste Vorbereitung für die „Kommunion“.
Die Eltern haben vielleicht auch Ideen! Ggf. könnte man auch in der Schulklasse des Kindes nachfragen. Und manchmal gibt es auch ehrenamtlich Engagierte mit beruflichen und familiären Erfahrungen mit Kindern mit Behinderung. Diese können unterstützen oder hilfreiche Tipps geben.
Es folgen einige Tipps und grundlegende Erfahrungen von Seelsorger*innen aus dem Feld der Pastoral mit Menschen mit Behinderung:
1. Nachfragen, was das Kommunionkind liebt. Auf diese Art und Weise habe wir z.B. einen Jungen mit viel Musik und Liedern vorbereitet. Wir haben die Lieder gesungen, die auch im Gottesdienst geplant waren. Der Junge konnte kaum sprechen, aber die Musik hatte ihn gelockt. Das „Halleluja aus Taizé“ kommt dem „Lautieren“ (jeder Laut eines Wortes oder Satzes wird einzeln ausgesprochen) wohl nahe und wurde zu seinem persönlichen Hit.
2. Wir habe die Kirche erkundet. Das Kind darf alles BE- GREIFEN. So sortiert ein Kind gerne Dinge, also haben wir die Kerzenbehälter am Muttergottesaltar zusammen aufgefüllt. Auch das ist eine Möglichkeit, den Raum wahrzunehmen und mit ihm in Berührung zu kommen. Weitere können sein: Weihrauch riechen, die Orgel hören, Weihwasser spüren, Kerzenlicht anzünden und am Ende wieder auspusten (wenn möglich), die Schellen betätigen, …
3. Wir haben die Hostie probiert. Verschiedene Brotsorten haben wir geschmeckt und geteilt. Falls das dem Kind nicht möglich ist, kann das Brot auch mit „AIR“ zu Luft mit Geschmack aufbereitet werden. (Ein System für Menschen, die nicht schlucken können. Da wird ein Schaum zubereitet, der den Geschmack transportiert, aber nicht geschluckt werden muss. Muss aber vorher abgeklärt werden mit den Eltern und bedarf einer Einführung)
4. Traubensaft haben wir auch probiert. Das kann auch eine Alternative für die Hostie sein, wenn die nicht gekaut oder geschluckt werden kann.
5. Der Don Bosco Verlag hat verschiedene Kamishibai-Bildergeschichten aufgelegt, darunter biblische und auch welche , die erzählen wie z.B. Brot / Hostien entstehen. Große, bunte Bilder können einladen, gemeinsam Dinge und biblische Inhalte zu entdecken. Vielleicht hat das Kind ein Lieblingsbild, das dann kopiert und in seinem Zimmer einen Platz finden kann.
6. Für das „Vaterunser“ als zentrales Element der Erstkommunionvorbereitung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten und Vorschläge. Man könnte es gemeinsam mit allen Kindern in Gesten beten. Wenn das Kind nicht sprechen kann, das „Vaterunser“ in Versen auf einen Talker sprechen. So kann es auf den Buzzer drücken, Vers für Vers. Und sehr gute Erfahrungen haben wir mit dem „Vaterunser – Handschuh“ gesammelt. Hierzu gibt es eine Anleitung, die unter den Materialien zu finden ist.
8. Ein festes Ritual für den Anfang und das Ende entwickeln. Vielleicht ein einfaches Gebet oder Lied, einen Segen. So kann man „Gottes Liebe ist so wunderbar“ mit Gesten singen
9. Wir sind zusammen mit den Integrations-Helfer*innen immer zusammen in die Kirche gegangen. Allein der Weg war schon wichtig. Da haben wir vieles entdeckt!
10.… ist hier noch Platz für Ihre und Eure Erfahrungen!
Wir wünschen viel Erfolg und viele gute neue Erfahrungen in der Erstkommunionvorbereitung.
Zusammenstellung Christoph Morgen, auf der Grundlage von hilfreichen Tipps von Ute Josten und Patricia Alt
Kontakt zu Seelsorgerinnen und Seelsorger für Menschen mit Behinderung, die für Beratungsgespräche zur Verfügung stehen, werden vermittelt über inklusion@bistum-trier.de.