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Theo-Talk Polizeiseelsorge :Besonderes Vertrauensverhältnis

Hubertus Kesselheim (Mitte, mit Katharina Zey-Wortmann und Dr. Samuel Acloque) gab Einblicke in das Tätigkeitsfeld eines Polizeiseelsorgers.
Wie sehen die Aufgaben von Polizeiseelsorgern aus? Mit Fragen wie diesen beschäftigte sich der jüngste „TheoTalk“ in Trier. Zu Gast war der in Traben-Trarbach lebende Theologe Hubertus Kesselheim.

Trier. Es gibt Menschen, für die ist Langeweile ein Fremdwort. Wer auf der Internetseite „Katholische Polizeiseelsorge“ Hubertus Kesselheim sucht, wird das auf Anhieb verstehen. Der Theologe, der bei der Gesprächsreihe Gast der  Organisatoren Katharina Zey-Wortmann und Dr. Samuel Acloque war, übt gleich sechs Funktionen aus. Sein Aufgabengebiet reicht von Koblenz bis Saarbrücken; nach eigenen Angaben hat er in den letzten 18 Monaten dienstlich rund 80.000 Kilometer zurückgelegt.

Wann kommen Polizeiseelsorger zum Einsatz? Laut Kesselheim beginnt die Pastoral bei beruflichen oder privaten Problemen der Beamtinnen und Beamten. Aber auch Leichenfunde, das Überbringen von Todesnachrichten, Gewalterfahrungen oder die Abgabe von tödlichen Schüssen rufen Polizeiseelsorger auf den Plan – nicht zu vergessen Einsätze bei Katastrophen wie dem Hoteleinsturz in Kröv oder die Amokfahrt durch Trier. Die Seelsorger sind nicht Teil des Systems Polizei, aber sie arbeiten mit den dort tätigen Beamten, genießen in der Regel durch die gelebte Nähe und die dadurch erworbene „Feldkompetenz“ ein besonderes Vertrauensverhältnis. Hinzu kommt, dass Polizeiseelsorger sowohl eine kirchliche Schweigepflicht sowie ein juristisches Zeugnisverweigerungsrecht haben.

Der in Koblenz aufgewachsene Kesselheim scheint für diese Aufgabe wie geschaffen. Der Pfarrer seiner Heimatpfarrei prägte ihn derart, dass er sich zu einem Theologiestudium entschied, das er 1987 abschloss. „Doch die Fächer Fundamentaltheologie, Dogmatik, Kirchenrecht und weitere haben mich sehr ins Grübeln gebracht, ob das meine Welt ist.“

Theologie, Reisebranche – und wieder retour

Während seines Studiums hatte er den Bus-Führerschein erworben, nun ließ er sich zum Reiseverkehrskaufmann ausbilden und war in diesem Beruf einige Jahre tätig. 1990 hatte er die Idee, Theologie und Reise miteinander zu verbinden: „Denn schon bei meinen Reisen hatte ich immer wieder mal zu einer Meditation oder einem kleinen Gottesdienst eingeladen.“ 1990 begann er beim Bistum einen Pastoralkurs, den er zwei Jahre später abschloss. Seine erste Stelle war im Pfarrverband Traben-Trarbach, wo er für die Jugendarbeit verantwortlich zeichnete. „Die Jugendarbeit war toll. Aber 1998 habe ich das Handtuch geworfen und beim Bistum gekündigt.“ Die Zusammenarbeit mit einigen der Priester im Pfarrverband sei schrecklich gewesen, Neuerungen wie der Einsatz von Gitarren im Gottesdienst verpönt. „Es war ein permanenter Kampf, mal etwas Neues zu machen.“

Die Zeiten hatten sich geändert, ich konnte frei gestalten, arbeitete gut mit dem Generalvikar zusammen und wurde in Ruhe gelassen.

Polizeiseelsorger Hubertus Kesselheim

Da es nicht üblich gewesen sei, als Pastoralreferent zu kündigen, „wurde ich vom Bischof und Generalvikar vorgeladen“. Er sei sehr ehrlich gewesen, „und das Bistum hat mir eine Beurlaubung angeboten mit einem Rückkehrrecht ohne erneute Bewerbung“. Bis zum Jahr 2000 arbeitete er als Reiseverkehrskaufmann und Busfahrer – „ich habe mich in meiner Haut wohlgefühlt.“ Dann kam ein Anruf des Bistums. Das Land brauchte einen neuen Polizeiseelsorger an der Polizeihochschule am Flugplatz Hahn. Aufgabe und Angebot klangen interessant. Nach einer Bedenkzeit entschloss er sich, zunächst mit halber Stelle einzusteigen. „Mit der anderen halben bin ich zunächst beim Reiseunternehmen geblieben.“ Für ihn eine Rückversicherung, die er allerdings nicht gebraucht habe. „Die Zeiten hatten sich geändert, ich konnte frei gestalten, arbeitete gut mit dem Generalvikar zusammen und wurde in Ruhe gelassen.“

„Unglaublich spannende Herausforderung“

Einige Jahre später habe sich herausgestellt, dass die Aufgabe eine Vollzeitstelle erfordere. „Ich habe vom Bistum die Zusage bekommen, dass ich weiter eigenverantwortlich arbeiten und ich die Stelle ausgestalten kann.“ Den Entschluss habe er nicht bereut: „Die Arbeit bei der Polizei ist eine unglaublich spannende Herausforderung für einen Theologen, weil sie in einem säkularen Bereich erfolgt, wo wir vorsichtig damit umgehen müssen, wie wir unseren Glauben einbringen.“ Allerdings fuße die Berufsethik der Polizei auf dem christlichen Menschenbild, auf dem auch unsere Verfassung aufgebaut sei.

Laut Statistik betreuen seitens der katholischen Kirche aktuell 87 Frauen und Männer die Polizistinnen und Polizisten auf Ebene der Bundesländer. Sie sind ihren jeweiligen Bischöfen verantwortlich. Hinzu kommen weitere zwölf Seelsorgerinnen und -seelsorger bei der Bundespolizei. Sie unterstehen einem eigenen Polizeibischof – dem Münchner Weihbischof Wolfgang Bischof.