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Christian Bauer

Tod & Trauer enttabuisieren

„Kopf hoch – das Leben muss ja irgendwie weitergehen“ – solche und andere sicherlich gut gemeinte Ratschläge hören trauernde Menschen häufig. Leider sind Floskeln wie diese – auch wenn sie noch so gut gemeint sind – nur selten wirklich tröstend, denn sie helfen nicht über die wesentliche Frage hinweg, vor der alle Trauernden früher oder später stehen: Wie kann mein Leben angesichts des Verlusts und mit meiner Trauer gut weitergehen?  

Auf diese Frage gibt es keine universelle Antwort. Jeder Mensch trauert auf seine oder ihre je eigene Weise – und das bei jedem Trauerfall nochmal auf ganz neue Art. Um so wichtiger ist es, dass Menschen  für Menschen in Trauer da sind – und am besten für jede und jeden individuell. – Daher besitzt die Trauerpastoral auch eine hohe Relevanz für mich als Seelsorger.  

So vielfältig wie die Trauer der Menschen ist, muss auch die Trauerpastoral sein. Sie fängt nicht erst mit dem Tod oder einem ähnlichen Verlust an, sondern beginnt schon weit vorher und endet auch nicht mit der Beerdigung. Ein wesentlicher Aspekt ist, das Sprechen über Tod & Trauer zu enttabuisieren. Beide gehören zu den einschneidendsten und prägendsten Erfahrungen, die ein Mensch im Leben macht; so es ist wichtig, über diese Erfahrungen auch mit anderen Menschen sprechen zu können.   

In meiner Arbeit in der Trauerpastoral versuche ich daher, genau dies auf vielfältige Art und Weise zu ermöglichen. Hierzu zählen Gesprächsangebote wie Trauercafés und Trauergruppen für Jugendliche oder spontane Gespräche mit Trauernden in ihrem Alltag. Darüber hinaus sorge ich auch für Angebote, die das Thema generell ins Gespräch bringen und Handlungssicherheit ermöglichen: Es gibt Karten mit Gedanken und Zusprüchen für Trauernde, aber auch Hinweise für Angehörige und Freunde, wie sie mit einer trauernden Person umgehen können. Auch der jährliche Besuch mit Firmlingen bei einem lokalen Bestatter ist ein wichtiger Weg, auf dem schon die jungen Leute einen guten Umgang mit dem Tod und Trauer erlernen.  

Bei all diesem Tun leitet mich vor allem ein Gedanke: Es geht nicht vorranging um den Tod, sondern um ein gelingendes Leben in der Trauer. 

Christian Bauer

Christian Bauer

Pastoralreferent seit 2024 (Pastoraler Raum Adenau-Gerolstein)