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Christoph Morgen

Vor Ort bei den Menschen sein
kirche:mobil! - im Einsatz

Schon in meiner Ausbildung vor 25 Jahren sprachen wir von der „Orientierung am Sozialraum“ und dem „Kennenlernen der Lebenswelt der Menschen“. Wir haben erste Versuche unternommen, die „Nagelmethode“ erprobt und uns an Bürgerbefragungen im Stadtteil beteiligt. Und früh war für mich und für viele von uns klar: wir müssen raus aus unseren Kirchen und Pfarrhäusern und vor Ort zu den Menschen gehen. Weg von einer Komm-her-Struktur zu einer Geh-hin-Pastoral.

Aber das blieb, abgesehen von kleineren Aktionen, lange ein frommer Wunsch. Es fehlte an Anerkennung dieses Ansatzes, aber auch an Bereitschaft, wirklich neue Wege zu gehen.

Dann aber, in der (zu) kurzen Aufbruchs-Zeit während der Synode entstand bei uns im Dekanat Völklingen die Idee eines Kirchenmobils. Und zum Glück gelang es, die Idee in die Tat umzusetzen. So sind wir seit fast fünf Jahren mit dem „kirche:mobil!“ regelmäßig und bis zu 170mal im Jahr unterwegs zu den Menschen, treffen sie auf Wochenmärkten, an Spielplätzen oder am Friedhof, begegnen ihnen bei Veranstaltungen unterschiedlicher Art wie dem Sommerfest der Inklusion. Und ein Jahr lang ist das kirche:mobil! nach der Flut regemäßig an die Ahr gefahren…

Auf unserem Fahrzeug ist zu lesen: „Wir haben Zeit für Dich“! Zeit ist ein kostbares Gut. Wir führen viele Trauergespräche, kennen zahllose Probleme mit der Erziehung der Kinder und der Pflege der Eltern, wir verweisen auf Unterstützungsangebote wie das Ambulante Hospiz oder Beratungsstellen. Wir bekommen hautnah und oft sehr direkt mit, was die Menschen über sexualisierte Gewalt und andere Missbräuche in der Kirche denken – oder wie gut oder schlecht die letzte Beerdigung vor Ort war. Wir versuchen, Antworten zu finden auf kirchenkritische Fragen – und nicht selten fällt uns das Antworten schwer.

Bei diesem „missionarischen Eifer“ ist uns das „Diakonische“ immer wichtiger geworden. Nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges und der damit verbundenen hohen Inflation haben wir Orte gesucht und gefunden, wo wir bei Menschen sind, die von Armut und Flucht direkt betroffen sind. Seitdem fahren wir regelmäßig zur Völklinger Tafel und nach Püttlingen zur Ausgabe der „Mahlzeittasch“ und bieten neben warmem Kaffee und Tee Zeit für Gespräche und Unterstützung bei allen Lebensfragen an. So entstehen viele Kontakte, Begegnungen und Bindungen mit Menschen, die weniger oder gar nicht kirchennah sind. Dabei machen wir deutlich, dass alle willkommen sind und alle teilhaben können. Das verstehe ich auch als „Inklusion erleben“. Auf diesen Wegen will ich weiter unterwegs sein, missionarisch-diakonisch-inklusiv.

Christoph Morgen

Christoph Morgen

Pastoralreferent seit 2001
Pfarrei, Dekanat, Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der Theologischen Fakultät Trier
Seit 2013 tätig im Arbeitsfeld Inklusion und parallel im Dekanat bzw. Pastoralen Raum Völklingen