Seit etwas mehr als 25 Jahren bin ich im Dienst als Pastoralreferent. Damit habe ich etwa die Hälfte dessen, was wir mit dem Jubiläum von 50 Jahren dieses Jahr feiern, mit-erlebt, mit gestaltet und teilweise mit-gelitten.
Die Kirche ist eine „res mixta“. Sie ist geprägt von hierarchischen Macht-Strukturen, die missbraucht wurden und werden, und von einem Klerikalismus, der nicht nur Priester befällt.
Aber daneben durfte ich in meinem Berufsleben manch Wertvolles erfahren. Ich begegne in meinen Tätigkeiten immer wieder Menschen, die von einem guten Geist erfüllt sehr viel Gutes für andere tun und dabei am Aufbau des Reiches Gottes mitwirken.
Als Pastoralreferent der mittleren Generation bin ich den Kolleginnen und Kollegen dankbar, die vor mir vieles erstritten und erarbeitet haben. Auf diesen Stufen durfte ich anfangs stehen und weitergehen. Ich durfte im Laufe der Jahre viele verschiedene Themen bearbeiten, zusammen mit ganz unterschiedlichen Gruppen und Menschen. Wie viele meiner Kolleginnen und Kollegen habe ich mit Jugendpastoral begonnen, daneben kamen Sakramenten-Pastoral, Begleitung von Erzieherinnen und Erwachsenenbildung dazu. Dabei erlebte ich die Struktur des Dekanates als einen guten Rahmen, in dem ich Teamarbeit sehr schätzen lernte. Einige Jahre habe ich als Dekanatsreferent Erfahrungen mit der „res mixta“ machen dürfen und müssen. Wir versuchten im Pastoralteam, eine gute Kultur des Miteinanders zu pflegen, bildeten Kooperationen und Netzwerke, arbeiteten mit einem Pastoralplan konzeptionell und probierten auch manches Neue aus. Aber auch viele Verwaltungs- und Strukturdebatten prägten diese Zeit.
Heute ist mein Schwerpunkt die Trauer-Pastoral. Mit grandiosen Menschen, die diese Aufgabe ehrenamtlich übernehmen, können wir trauernden Menschen sowohl Einzel- als auch Gruppenangebote bereitstellen. Seit 15 Jahren ist unser Lebenscafé jeden zweiten Donnerstag im Monat geöffnet (siehe www.pastoraler-raum-wadern.de/pastorale-themen/trauer).
Trauerpastoral braucht ein gutes Netzwerk. Ganz wichtige Partner sind die Ehren- und auch Hauptamtlichen des Ambulantes Hospiz- und Beratungszentrums der Caritas. In unserem Pastoralen Raum haben wir in den letzten Jahren den Beerdigungsdienst neu aufgestellt. An dieser wichtigen Stelle des Abschiedes versuchen wir zu lernen, wie wir die Menschen gut begleiten können. Mit dem Ansatz von „Trauer erschließen“ ( www.trauer-erschliessen.de) habe ich unterwegs Rüstzeug für meine Trauerbegleitung bekommen, das ich nun auch in Schulungen weitergeben darf.
In der Begleitung von trauernden Menschen lerne ich zum einen täglich mehr über die Menschen, ihre Trauerwege und ihre Ressourcen, aber auch über meine Aufgabe als Seelsorger und schließlich über dieses „Geheimnis des Lebens“. „Das Geheimnis des Lebens berühren“. Diese Worte habe ich übernommen von einem großartigen Lehrer der Seelsorge, Erhard Weiher, der vor einigen Monaten verstorben ist (www.erhardweiher.de).
Wenn die Menschen gerade in schwierigen und doch so wichtigen Momenten des Abschiedes geliebter Menschen in ihrer Spiritualität das Geheimnis des Lebens berühren dürfen, können dies Trittsteine sein für ihr weiteres Leben. Es ist eine hohe Kunst der Begleitung, in der wir jeden Tag neu lernen dürfen, wie das gelingen kann.