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Thomas Ascher

Mein Kompass: Was brauchen die Menschen?
Junge Leute in der Campus-Kirche

Nicht von Anfang an bestimmte das "Was brauchen die Menschen?" meine Haltung als Seelsorger. Zunächst einmal ging ich von meinen eigenen Ideen aus, von denen ich als junger Mensch den Kopf voll hatte. Zum Glück lag ich damit bei meiner ebenfalls jungen "Zielgruppe" nicht ganz falsch. 

Obwohl…  

Ich sollte auch mit Hauptschülern arbeiten: Jedes Jahr sehr viele intensive Tage – und sie waren anders als die Jugendlichen aus den Kerngemeinden der katholischen Kirche. Ich lernte viel von ihnen – über Selbstbewusstsein und Mutlosigkeit / Resignation, über Authentizität und Direktheit / Körperlichkeit, über Lebenssuche und Kirchenferne. So bekam ich mehr und mehr das Gefühl, an dieser Stelle genau "richtig" zu sein als Seelsorger. 

Was ich in der Arbeit mit den Jugendlichen wahrgenommen hatte, begegnete mir später in einer wissenschaftlichen Form: Die zehn "SINUS-Milieus" machten unseren Seelsorge-Teams bewusst, wie viele Menschengruppen wir als Kirche NICHT erreichten. Zum Beispiel weil wir auf Fragen antworteten, die sie gar nicht gestellt hatten. 

Und noch viele Berufsjahre später war ich als Synodaler der Trierer Bistums-Synode (von 2013 bis 2016) begeistert, als die Synodalen sich auf die Idee der "Perspektiv-Wechsel" verständigten. Und den ersten dieser Perspektivwechsel sogar "Vom Einzelnen her denken" nannten: Das bedeutet, nicht schon vorher zu wissen, was die Menschen (eigentlich) brauchen – sondern es von ihnen erfahren. Keine Scheu vor Begegnungen mit Menschen aus anderen Milieus zu haben – auf Augenhöhe und ergebnisoffen, ohne Drehbuch. 

Auch für uns „Profis“ (Seelsorger*innen) gehörte oft viel Überwindung dazu. Das erlebte ich mit den Erkundungsteams einiger Pastoraler Räume während der "Erkundungsphase" 2017/2018: Unter dem Motto "Erfahren, was die Menschen bewegt" sprachen wir mit Jugendlichen, jungen Familien, mit psychisch Kranken, Menschen im Pflegeheim, auch mit Touristen und anderen: Menschen mit unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten und aus verschiedenen Milieus.  Gerade Seelsorger*innen berichteten, wie schwer es dabei für sie war, das Selbst-Reden hintanzustellen und dem Richtig-Hinhören Raum zu geben. 

Seit vielen Jahren habe ich mit vielen Mitstreiter*innen in pastoralen Projekten das Ziel verfolgt, dieses "vom Einzelnen her denken" Praxis werden zu lassen – im Fachjargon heißt das dann "lebens- und sozialraum-orientierte Projektarbeit".

Meine "Herzblut"-Projekte waren:  

Thomas Ascher

Thomas Ascher

Pastoralreferent seit 1985 (Pfarrverband / Pfarreiengemeinschaft / Dekanat),
systemischer Organisations- und Gemeindeberater
Synodaler der Trierer Bistums-Synode

Seit 2023 in Ruhestand,
weiter aktiv beim Begegnungs- und Exposure-Programm
"Lebenswirklichkeiten" von Caritas und Bistum Trier