In jedem Jahr haben die 18 Bistümer Boliviens die Möglichkeit, Projekte zum Thema der Partnerschaftswoche einzureichen. Diese Projekte werden mit dem Erlös der Erntedank-Kollekte finanziert. Einige der diesjährigen Projekte möchten wir Ihnen auf dieser Seite exemplarisch vorstellen.
Projekte zur Partnerschaftswoche
Computer für Landschulinternate in Aiquile
Die Gegend rund um die Stadt Aiquile ist ländlich geprägt. Die meisten Menschen leben als Selbstversorger*innen ohne Sozialversicherung oder die Möglichkeit, für das Alter etwas zurückzulegen. Viele Menschen, vor allem Frauen, können nicht lesen und schreiben. Entweder sie hatten keine Möglichkeit, eine Schule zu besuchen, oder nach Besuch der Grundschule keine Übung mehr, sodass sie es wieder verlernen. Um der wirtschaftlich schwierigen Situation zu entgehen, wandern viele Menschen in die Städte ab, wo sie ohne Schulbildung keine Arbeit finden und leicht Opfer von Verbrechen, Alkoholismus oder Zwangsprostitution werden.
Bischof Jorge und das Team der Prälatur Aiquile gehen dagegen vor: In acht Internaten wird jedes Jahr ca. 350 Kindern und Jugendlichen im Alter von zehn bis 18 Jahren der Besuch einer weiterführenden Schule ermöglicht. Alle Internate werden von Schwesterngemeinschaften geleitet. Geschlechtergerechtigkeit ist ihnen ein wichtiges Anliegen, deshalb gehen 2/3 der Plätze im Internat an Mädchen und junge Frauen. Den Schwestern ist wichtig, dass niemand aus finanziellen Gründen ausgeschlossen wird: die Familien der Jugendlichen zahlen einen monatlichen Betrag von umgerechnet etwa 25 € im Monat; wenn eine Familie diesen Betrag nicht aufbringen kann, übernimmt die Prälatur Aiquile die kompletten Kosten.
In jedem der Internate gibt es einen Computerraum für die Hausaufgaben und für Recherchen im Internet, allerdings müssen sich aktuell jeweils 10 Jugendliche einen Computer teilen. Bischof Jorge möchte darum 16 neue PCs für die Jugendlichen der acht Internate kaufen.
Lernen hinter Gittern
Die Haftanstalt Palmasola in Santa Cruz ist das größte Gefängnis Boliviens und berüchtigt für schlechte Haftbedingungen und Kriminalität innerhalb seiner Mauern: Wärter sind zwar vor Ort und kontrollieren zweimal am Tag die Anwesenheit, kümmern sich aber sonst nicht weiter um die Gefangenen, die sich weitgehend selbst überlassen sind. Manche nutzen das, um im Gefängnis weiterhin kriminellen Geschäften nachzugehen und z. B. Drogen zu verkaufen. Im Bereich für inhaftierte Frauen leben zudem viele Kinder. Sie wurden von ihren Müttern ins Gefängnis mitgenommen, weil diese niemanden hatten, der sich draußen um sie hätte kümmern können.
Schwester María Sanctísima leitet die Gefängnispastoral im Erzbistum Santa Cruz. Sie und ihr Team bieten den Gefangenen und ihren Familien Seelsorge, spirituelle und psychologische Begleitung an. Sie bieten Rechtsberatung an und leisten politische Lobbyarbeit, um die Haftbedingungen der Gefangenen zu verbessern. Für die im Gefängnis lebenden Kinder betreiben sie einen Kindergarten und eine Schule – um ihnen Perspektiven nach der Zeit im Gefängnis zu bieten, aber auch, um ihnen im Alltag ein Stück Normalität zu vermitteln.
„Das Team der Gefängnispastoral ist für 8.000 Menschen da – darunter sind Männer und Frauen, aber größtenteils Männer“, erzählt Schwester María. Dabei arbeitet das Team mit begrenzten Mitteln, ohne die Unterstützung durch freiwillige Helferinnen und Helfer würde es nicht gehen. Als Ziele der Gefängnispastoral nennt Schwester María: die Lebensbedingungen während des Aufenthalts verbessern, den Gefangenen Chancen für ihr Leben nach der Haft eröffnen und ihre Fähigkeit zur Selbstreflexion stärken, damit sie gute Entscheidungen für ihr Leben treffen können.
Für die Fortsetzung ihrer Arbeit hat Schwester María die Partnerschaft um finanzielle Unterstützung für medizinisches Verbrauchsmaterial, Lebensmittel und Hygieneartikel gebeten.
Umweltzentrum für die Universität Carmen Pampa
Das Dorf Carmen Pampa liegt wenige Kilometer von der Stadt Coroico entfernt in den bolivianischen Hochtälern. Dort befindet sich die Unidad Académica Campesina (Bäuerliche Universität) Carmen Pampa. Die Hochschule wurde in den 1990er-Jahren gegründet, um die wirtschaftliche Entwicklung der Region zu fördern; heute ist die UAC ein Campus der Katholischen Universität Boliviens.
Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf dem Thema Umweltbildung. Ziel ist, die Teilnahme junger Menschen am Umweltschutz zu stärken. Die Hochschule verfolgt, in Anlehnung an die Enzyklika Laudato Si‘ das Leitbild einer ganzheitlichen Ökologie, berücksichtigt also die Umweltdimension genauso wie die menschliche Dimension.
Um den Themenschwerpunkt in der Lehre zu stärken, sind verschiedene Aktionen geplant: ganz praktisch soll ein Workshop zur Abfallbewirtschaftung mit den Studierenden stattfinden, mit Einheiten zu Kompostierung und Recycling. Außerdem soll eine Unterrichtsreihe zum Thema Umwelt konzipiert werden, die in den verschiedenen Studiengängen der Uni eingesetzt werden kann. Die Leitung der Uni möchte zusätzlich einige Infrastrukturanpassungen auf dem Campus vornehmen und ein Ausbildungszentrum für Umweltthemen bauen und Regenwassertanks anbringen.
Etwa ein Drittel der Kosten trägt die Hochschule selbst, für den Rest wurde die Bolivienpartnerschaft um Unterstützung gebeten.
Centro Colmena – Hilfe und Weiterbildung für Suchtkranke
Die Gegend um Tarija im Süden Boliviens genießt als Weinbauregion einen ähnlich guten Ruf wie Mosel und Rhein in Europa. Wein ist dort überall präsent und sehr günstig, Wasser nicht unbedingt. Entsprechend hoch ist der Anteil an Menschen mit Alkoholproblem.
Im Centro Colmena Santa Rita wird ihnen geholfen. Etwa 60 Menschen leben dort zusammen, die meisten von ihnen waren früher alkoholkrank oder versuchen gerade, vom Alkohol loszukommen. Das Besondere am Centro Colmena: die Tür ist immer offen. Niemand wird zu einem Aufenthalt gezwungen und jeder kann kommen und gehen, wann er möchte – in Bolivien bei solchen Einrichtungen keine Selbstverständlichkeit.
Padre Alejandro leitet das Centro. Ihm ist wichtig, dass die Bewohner Verantwortung für sich selbst und für das gemeinsame Zusammenleben übernehmen – und auch, dass sie die Zeit im Centro sinnvoll nutzen, um sich persönlich und beruflich weiterzubilden. Daher gibt es verschiedene Werkstätten wie Schreinerei, Metallverarbeitung und eine Bäckerei. Auch einen eigenen Gemüsegarten und eine Kleintierzucht gibt es vor Ort.
Die Bewohner helfen mit, die laufenden Kosten des Centro zu decken, indem sie die von ihnen hergestellten Produkte verkaufen. Aber viele der Werkzeuge und Geräte in den Werkstätten sind abgenutzt und müssen ersetzt werden. Dazu hat Padre Alejandro die Bolivienpartnerschaft um Unterstützung gebeten.
Übrigens:
- Ein Set Stecheisen kostet umgerechnet 8 €
- eine kleine Stichsäge gibt es für ca. 60 €
- ein neuer Ofen für die Bäckerei kann für etwa 4.800€ angeschafft werden.
Unterstützung der Projekte
Sie möchten die Projekte zur Partnerschaftswoche zusätzlich zur Kollekte unterstützen? Nutzen Sie gerne das folgende Spendenkonto:
Bistum Trier, Bolivienpartnerschaft
IBAN: DE62 3706 0193 3007 8480 47
Spendenvermerk: 300006