Wir, die Mitglieder des Betroffenenbeirates für den Verantwortungsbereich des Bistums Trier (BBBT), richten uns mit dem folgenden Aufruf an den Verband der Diözesen und an die Bischofskonferenz in Deutschland:
Wir fordern alle Bistümer in Deutschland dazu auf, Betroffene von sexualisierter, körperlicher oder seelischer Gewalt in deren Selbstorganisation personell, organisatorisch, finanziell und legislativ angemessen zu unterstützen und über diese Unterstützung regelmäßig öffentlich zu berichten.
Nach wie vor sehen wir in Deutschland Bistümer, in denen Betroffene noch keine strukturell verankerte Stimme im obigen Sinne haben. Wir halten dies für einen erheblichen Mangel, der rasch beseitigt werden muss.
Die Selbstorganisation der Betroffenen als partizipatives Gremium auf Augenhöhe kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgreich sein – hier sind nach unserer Auffassung keine allgemeingültigen Wege und Methoden vorgezeichnet. Unverzichtbar ist u.E. jedoch eine gesicherte und relevante Mitwirkung bei kirchlichen Präventions-, Aufarbeitungs- und Entschädigungsmaßnahmen.
Wir im BBBT haben beispielsweise durch die Kirche verbriefte Mitwirkungs - und Initiativrechte, zudem ist eine breite kirchliche Unterstützung satzungsseitig geregelt.
Seit ca. 18 Monaten konnten wir auf dieser Grundlage in unterschiedlichen Gremien (Beraterstab des Bischofs, Unabhängige Aufarbeitungskommission) gestaltend kooperieren und vor allem in den Bereichen Aufarbeitung, Entschädigung und Prävention relevante Impulse setzen. Unter Anderem wurden und werden so wissenschaftliche Projekte wie z.B. das „Albertinum-Projekt“ begleitet und die anschließende Entschädigung wesentlich mitgestaltet. Auch in zahlreichen Gesprächen mit anderen Betroffenen aus unterschiedlichen Handlungsfeldern konnten wir direkte Hilfen leisten bzw. anderweitige Unterstützungen vermitteln.
Trotz der Einbindung in Kirchenrecht arbeiten wir beim BBBT unabhängig und unterliegen keinerlei Weisung. Bisweilen hinderliche Beschränkungen sind uns nur durch die (gewollte) Ehrenamtlichkeit unserer Tätigkeit gesetzt. Gerade als selbst Betroffene arbeiten wir streng vertraulich und geben anfallende personenbezogene Daten grundsätzlich nur mit dem Einverständnis der Betroffenen in deren Interesse weiter.
Trotz unserer Gewaltvorerfahrungen mit der Institution Kirche setzen wir in unserer Arbeit mit deren jetzigen Vertretern auf gegenseitiges Vertrauen, eine klare, transparente Sprache sowie auf Kooperation und Bereitschaft zum Pragmatismus. Auf dieser Grundlage konnten wir im Interesse von Betroffenen bisher ganz überwiegend positive Erfahrungen sammeln.
Diese positiven Erfahrungen motivieren uns zu unserem Aufruf.
Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit gerne unter BBBT@posteo.de zur Verfügung. Nähere Informationen zu unserer Satzung, unserer Geschäftsordnung und zu unserem Gremium allgemein finden Sie auf dieser Seite.
November 2022