Aufgewachsen in Trier, studierte er in Berlin Maschinenbau und Hüttenwesen. Dort prägt ihn die Erfahrung der katholischen Diaspora und die Begegnung mit Missionsvikar Eduard Müller. Sich im Glauben zu bewähren und weiterzuentwickeln, wird ein wichtiges Lebensziel des Studenten Jaegen.
Bewährung heißt für Jaegen aber auch, sich den beruflichen Herausforderungen zu stellen. Zunächst als Ingenieur in Trier, dann ab 1890 als Direktor der Trierer Volksbank und schließlich für zehn Jahre 1898 – 1908 als Abgeordneter im preußischen Landtag. Während des Kulturkampfes hatte er sein politisches Engagement noch mit der Entlassung aus der preußischen Armee bezahlt.
Als engagierter Laienchrist gestaltet er in Trier das katholische Leben gezielt und bewusst mit. Weltgestaltung nicht Weltflucht ist seine Devise, sein lebenslanges ehrenamtliches Engagement in zahlreichen katholischen Vereinen und Sozialeinrichtungen die logische Konsequenz daraus. Ein in äußerlicher Betriebsamkeit aufgehender Vereinsmeier wird er dabei nicht. Jaegen liebt die Begegnungen mit Gott im Gebet und in der Meditation, weiß sich von Gott auch in den schwersten Stunden seines Lebens getragen. Hier sucht einer Gott aufrichtig und von ganzem Herzen, und Gott läßt sich finden, schenkt seine Nähe, die den Menschen überwältigt. Jaegen erlebt sie immer wieder, aus ihr heraus lebt er auch sein Berufsleben. Das ist mehr als religiöse Pflichtübung, die Jaegen gleichwohl schätzt. Jaegen weigert sich, solche intensive innerliche Gottesbegegnung zu einer Angelegenheit ausschließlich für Spezialisten zu deklarieren, zu Spezialisten, die zudem außerhalb der normalen Berufs- und Lebenswelt stehen. Nach langem Zögern entschließt sich Jaegen, seine Erfahrungen bei der Gottes-Suche zu veröffentlichen, um den Menschen bei ihrer Gottes-Suche zu helfen und sie auf dem Weg zu begleiten.
Sein Leben als tiefreligiöser, der Kirche verbundener und gleichzeitig weltzugewandter Laienchrist läßt ihn nach seinem Tod zum Leitbild werden. Die 1931 zunächst als lockere Vereinigung entstehende Jaegen-Gesellschaft bereitet bald einen Seligsprechungsprozess vor. Immer wieder bekommen die Jaegen-Freunde die Feindschaft der Nationalsozialisten zu spüren. Obwohl die Jaegen-Gesellschaft 1939 ihre Tätigkeit einstellen muss, gelingt 1939 die Eröffnung des bischöflichen Informationsprozesses. Seit 1941 ist in Rom der Seligsprechungsprozess anhängig. Seitdem gilt Hieronymus Jaegen als "Triers heimlicher Heiliger."