Stellungnahme im Nachgang zur Vollversammlung des Synodalen Weges September 2022:Der Katholikenrat Trier solidarisiert sich mit Reformbewegungen in der katholischen Kirche
Als Vertretung der Katholik*innen im Bistum Trier, sind wir in Sorge um die Sendung der Kirche in der Welt von heute und deshalb solidarisieren wir uns mit:
- den Forderungen des Synodalen Weges
- dem Anliegen der Bewegung Out in Church. Für eine Kirche ohne Angst
- des katholischen deutschen Frauenbundes und der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands
- des Netzwerkes Diakonat der Frau
- der Bewegung Maria 2.0
- und weitere Bewegungen
Diese Bewegungen machen sich zum Anliegen, die weitreichenden Reformen, die in der katholischen Kirche anstehen, zu unterstützen und zu stärken. Eine moderne Sexualmoral, die in einer Beziehungsethik und nicht in einer Fortpflanzungsethik ihre Begründung findet, die Öffnung aller sakramentalen Ämter für Frauen, die Aufhebung des Pflichtzölibates für Priester und einen neuen Umgang mit dem Thema Macht und Hierarchie in der Kirche sowie Geschlechtergerechtigkeit sind längst überfällig. Der Wandel muss in der Kirche endlich konkret werden.
Als Katholik*innen im Bistum Trier verstehen wir uns als Teil der katholischen Kirche.
Wir gestalten das Kirchenleben vor Ort maßgeblich mit. Insofern kann dem Katholikenrat Trier die aktuelle Krise der Kirche nicht gleichgültig sein. Sie kann nur dann überwunden werden, wenn sich die Kirche den Menschen zuwendet, die humanwissenschaftlichen Erkenntnisse anerkennt und ihr Fehlverhalten in ein neues Verhalten ummünzt. Die Schuld, die die Kirche durch Menschen in ihr und durch Strukturen, die sich längst überholt haben, auf sich geladen hat, ist nicht wieder gut zu machen. Aber grundlegende Reformen können den Weg für eine vertrauensvolle Zukunft freimachen und den Willen für grundlegende Änderungen glaubhaft bezeugen.
Wir wissen uns dem Evangelium Jesu Christi verpflichtet. Wir sind davon überzeugt, dass die Bedürfnisse der Menschen der Gegenwart und die humanwissenschaftlichen Erkenntnisse im Einklang mit dem Evangelium Jesu Christi stehen. Jesus war frei von jeglichem Machtstreben und frei von jeglicher Macht über Menschen. Jesus ermöglichte Menschen, sich in die Gesellschaft mit ihrer Lebensweise einzubringen.
Wir grenzen Menschen nicht aus, sondern laden sie ein. Jesus ermöglichte Frauen, sich entgegen gesellschaftlichen Gepflogenheiten seiner Zeit zu entfalten. Alle Menschen waren gleichberechtigt mit ihm unterwegs, um das Reich Gottes zu verkünden. Jesus ließ keinen Zweifel daran, dass es ihm um die Fülle des Lebens für alle Menschen ging. Er stellte den Menschen und nicht seine sexuelle Orientierung in die Mitte. Diskriminierung war Jesus fremd.
Macht über Menschen und Machtmissbrauch gegenüber Schutzbefohlenen sind ein absolutes No Go, ebenso wie der Eingriff in die Intimität von Menschen. Das seelische Leid von Menschen ist nicht wieder gut zu machen. Die Kirche kann verlorene Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, wenn sie Reformen durchführt, Missstände aufarbeitet, zuerst den sexuellen und geistlichen Missbrauch in der Kirche.