Im unteren Feld des Wappens ist eine Weintraube zu sehen. Auch hier gibt es einen biografischen Bezug: Franz Josef Gebert stammt aus einem Winzerbetrieb mit einer kleinen Landwirtschaft. So war es für ihn naheliegend, 1963 - nach Abschluss der Volkschule in Schweich - auch einen Beruf zu erlernen, der mit dem Wein zu tun hat. Er erlernte den Beruf des Weinhandelsküfers. Nach bestandener Gehilfenprüfung hat er diesen Beruf auch noch ein Jahr ausgeübt, bevor er 1967 nach Neuss am Rhein zog, um am dortigen Erzbischöflichen Abendgymnasium Collegium Marianum über den sogenannten Zweiten Bildungsweg das Abitur zu machen, Voraussetzung, um anschließend ein Theologiestudium beginnen zu können mit dem Berufsziel Priester.
Die Weintraube ist dann aber auch ein Symbol für Jesus Christus, der uns in dem aus den Weintrauben gewonnen eucharistischen Trank sein Blut reicht, das um unseres Heiles willen vergossen worden ist (vgl. Mk 14, 23-24). Dieser Trank, sein Blut, „ist wahrhaft ein Trank“, der Leben schenkt (Joh 6, 53-56). Immer wieder erfahren Priester und Gläubige dies bei der Feier der heiligen Messe. Die Weintraube ist infolgedessen auch ein Bild für das Sakrament der Eucharistie und den priesterlichen Dienst am Altar.
Wer das Bild im unteren Teil des Wappens genau betrachtet, wird feststellen, dass die Traube nicht mehr am Weinstock hängt, sondern als geerntete große Frucht an einer Stange. Diese Darstellung knüpft an eine Situation im Leben des Volkes Israel. Israel kommt nach dem Auszug aus Ägypten und nach der vierzigjährigen Wanderung durch die Wüste schließlich an den Rand des Landes Kanaan, das Gott, der Herr, seinem Volk verheißen hat. Gott erteilt Mose den Auftrag, Kundschafter auszusenden, die das Land erkunden sollen. Nach vierzig Tagen kommen diese zurück und erzählen, was sie gesehen haben. Als Erweis der Fruchtbarkeit des Landes bringen sie unter anderem auch eine Weinranke mit einer Traube mit, die sie zu zweit an einer Stange tragen (vgl. Num 13, 23).
Mit dieser Kundschaftertraube möchte der neue Weihbischof auch auf die besondere Situation verweisen, in der unser Bistum nach der Diözesansynode steht. „Heraus gerufen. Schritte in die Zukunft wagen“, so lautet die Überschrift des Synodenabschlussdokumentes. Nicht nur der neue Weihbischof, der ja, wie Bischof Stephan es bei seiner Vorstellung am 31. Mai 2017 gesagt hat, „in einem Alter ist, in dem andere Menschen in der Regel bereits den Ruhestand genießen“, muss sich auf Neues einlassen. Wir alle sind heraus gerufen, uns auf Neues einzulassen, neu Wege zu gehen, Wege in die Zukunft zu wagen, die uns vielleicht unbekannt sind und die uns zuweilen zurückschrecken lassen. Neu ist dabei nicht das Ziel unseres Glaubensweges. Neu ist auch nicht der Inhalt unseres Glaubens. Neu ist eher das Wie, nämlich wie wir als Glaubende gehen, wie wir sehen – uns selbst und andere -, wie wir einander und anderen auf dem Weg des Glaubens begegnen, wie wir uns betreffen lassen von dem, was wir in der Begegnung mit Anderem und Anderen erfahren. Es geht also um eine Neuausrichtung von uns als Kirche im Bistum Trier. Die Synode ermutigt uns dazu. Sie ermutigt uns, „in allen kirchlichen Vollzügen missionarisch-diakonisch in die Welt hinein zu wirken“.
Bei diesem Weg gilt es auch vieles zu entdecken, vieles, was schon ist, was Erfüllung von Gottes Zusage seines Mitseins auch in unserer Zeit ist. Wie Kundschafter gilt es, neu nach dem Ausschau zu halten, was Gott an Gaben und Gnaden uns geschenkt hat.
Dazu gehören auch die Charismen. Weihbischof Gebert hat während der Synode in der Sachkommission mitgearbeitet, die den Namen hatte: „Die Vielfalt der Charismen entdecken und wertschätzen“. Diesem Blick auf das, was Gott durch den Heiligen Geist an Gnadengaben (Charismen) in der Kirche und ihren Gläubigen ausgeteilt hat, entspringt auch sein bischöflicher Wahlspruch: Unum Spiritum potati (= mit dem einen Geist getränkt) (1 Kor 12,13b). Dieses Wort ist dem 1. Korintherbrief des Apostels Paulus entnommen.
Paulus entfaltet im 12. Kapitel dieses Briefes, dass alle die durch die Taufe zu Christus gehören, einen Leib bilden. „Ihr seid der Leib Christi, und jeder einzelne ist ein Glied an ihm“ (1 Kor 12,27). Dieser Leib hat viele Glieder. Und alle diese Glieder haben mit Blick auf das Ganze des Leibes eine besondere Aufgabe. „Gott hat jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach“ (1 Kor 12,18). Und diesen Aufgaben entsprechen Gaben des Heiligen Geistes, Gnadengaben, Charismen. „Das alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will“ (1 Kor 12,11). Diese Charismen sind hin geordnet auf den Aufbau des Leibes. Sie sind daher nicht gegeben zur eigenen „Ehre“, sondern sie sollen den anderen „nützen“ (1 Kor 12,7). Daher sind alle diese verschiedenen Gnadengaben „unentbehrlich“ (1 Kor 12,22). Der Satz, dem der Wahlspruch des Weihbischofs entstammt, fasst diesen Gedanken knapp zusammen: „Durch einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt“ (1 Kor 12,13).
Weihbischof Gebert weiß um seinen Dienst, um sein Charisma, das ihm jetzt mit der Weihe zuteilwird. Er weiß, dass es ein Dienst für den Leib Christi, für die Kirche ist. Er weiß, dass er nicht Weihbischof geworden ist, um ihn zu ehren, sondern damit er durch seinen Dienst helfen soll aufzubauen. Dazu ist er bereit. Dazu lässt er sich herausrufen.
Aber aufbauen kann er nicht alleine. Das können alle unsere Bischöfe, Seelsorger und Seelsorgerinnen nicht alleine. Dazu braucht es das Mittun von vielen, das Mittun, das Mitglauben und das Mitgehen von uns allen, von uns, die auch wir „mit dem einen Geist getränkt“ worden sind.