Vor gut drei Wochen hat sich der Start der Bistumssynode 2013 zum zehnten Mal gejährt. Es waren zehn Jahre harter Arbeit, um Veränderungen herbeizuführen, die uns helfen sollen, auch zukünftig lebendig Kirche in der Welt zu gestalten.
Die vielfältigen Veränderungsprozesse sind Ihnen ja meist schon aus anderen Zusammenhängen, bei denen wir darüber informiert haben, bekannt:
- Veränderung der territorialen Strukturen durch Ablösung der Dekanate durch die Pastoralen Räume und die Fusion der Pfarreien
- Verabschiedung des Haushaltssicherungskonzeptes Ende 2022, mit dem wir unsere finanzielle Situation nachhaltig auf gesunde Füße stellen wollen. Über den aktuellen Stand der Umsetzung werden wir Sie in dieser Pressekonferenz noch informieren. So viel vorweg: Die Entwicklungen in 2023 - deutlich gestiegene Kirchenaustrittszahlen, um mehr als 5% gesunkene Kirchensteuerreinnahmen und inflationsbedingt erhöhte Sach- und Personalkosten - machen das Haushaltssicherungskonzept noch dringlicher.
- stete Bemühungen um Verbesserungen in den Bereichen Prävention – Intervention - Aufarbeitung im Zusammenhang von sexuellem Missbrauch im Bereich der Kirche. Der erste Jahresbericht dazu wurde Ihnen von Bischof Ackermann vor wenigen Wochen vorgestellt.
- Im Jahr 2023 haben wir auch unsere Verwaltung im Generalvikariat strukturell neu aufgestellt, mit dem Ziel, unsere Dienstleistungen für die Pfarreien und Einrichtungen in der Fläche des Bistums kundenorientiert, effektiv und straff anzubieten und dabei, wo immer möglich, Verantwortung und Entscheidungsbefugnisse subsidiär abzugeben.
All diese kircheninternen Herausforderungen und vor allem unser Ziel, als katholische Kirche unsere Gesellschaft und Welt mitzugestalten, werden wir nicht meistern können, wenn wir nicht auch auf das schauen, was in der Welt passiert.
- Die Corona- Krise steckt uns bleibend in den Knochen. Die psychischen Folgen, insbesondere bei den jungen Menschen, sind deutlich zu spüren.
- Der Fachkräftemangel geht auch an den kirchlichen Diensten nicht spurlos vorbei. Fehlende Personalressourcen betreffen nahezu alle Handlungsfelder des Bistums.
- Den Herausforderungen durch den Klimawandel und dem Ziel, das wir uns gesetzt haben, bis spätestens 2045 klimaneutral zu sein, stellen wir uns. Nicht zuletzt die Flutkatastrophe im Bereich des Bistums an der Ahr, in der Eifel und an der Mosel verpflichten uns geradezu dazu, Fürsorge für das „gemeinsame Haus“ (Papst Franziskus) und die Mitmenschen zu übernehmen.
- Die weltweite Sorge um den Frieden angesichts schwerer Kriege in Europa, im Nahen Osten und an vielen verborgenen Orten, sowie angesichts von zunehmenden extremen politischen Tendenzen können und wollen wir nicht ignorieren. Die frohe Botschaft Jesu „Friede sei mit euch“ durchzieht sein ganzes Leben von seiner Geburt an bis zu seiner Auferstehung.
Ja, das Vertrauen in die Institution Kirche hat spürbar abgenommen, aber dort,
wo vor Ort und konkret Kirche erlebt wird,
wie sie Gemeinschaft fördert,
wie sie hilfsbereit an der Seite der Armen steht,
wie sie Menschen in den Wechselfällen des Lebens begleitet,
wie sie in Glauben und Gottvertrauen das Leben feiert,
dort wird sie als bereichernd und glaubwürdig erlebt und wertgeschätzt.
Daher wundert es nicht, dass neben den Pfarreien die Bildungs- und Erziehungseinrichtungen des Bistums eine enorme Nachfrage verzeichnen. Gleiches gilt für die Freizeitangebote im Kinder- und Jugendbereich, die nach Corona wieder sehr beliebt sind (vgl. Schwerpunkt des Geschäftsberichtes 2023). Menschen, die in persönlichen Krisen sind, sei es psychisch oder materiell, sind bei der kirchlichen Lebensberatung und den Diensten der Caritas gut aufgehoben.
Das wird unsere Anstrengung in der kommenden Zeit besonders prägen: das Bemühen um die „Orte von Kirche“. Es gilt neu und wieder zu entdecken, wo kirchliches Leben und Handeln stattfindet – aus der frohen Botschaft Jesu heraus und zum Wohle der Menschen. Diese Orte wollen wir mit den angestoßenen Veränderungen fördern – mit unseren begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen, aber auch mit dem Rückenwind der Begeisterung des Glaubens und der Freude am Menschsein.
Ulrich von Plettenberg
Generalvikar
Trier, 10. Januar 2024