Die katholische Kirche, nicht nur in Deutschland, steht vor sehr großen Veränderungen. Dies betrifft uns im Bistum Trier auch. Wir haben einen Prozess gestartet, der diesen Herausforderungen gerecht werden soll. Er lässt sich überschreiben mit: Bewahren - loslassen - entwickeln.
Bewahren klingt angesichts einer Welt, die sich so schnell und grundlegend verändert, womöglich rückwärtsgewandt. Es geht um etwas anderes: Wir sind eine Gemeinschaft mit einer langen Geschichte; wir sind eine Organisation, die seit Jahrhunderten das Leben der Menschen in unserer Region prägt. Wir sind seit vielen Jahrhunderten Kirche an der Seite der Menschen. Wir sind außerdem Partnerin von Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft. Wir werden allerdings zukünftig stärker fokussieren müssen: Was ist der wesentliche Kern unserer Aufgaben im konkreten Hier und Heute? Wie können wir auch künftig unserem Auftrag gerecht werden?
Gerade die letzten Jahre haben uns gezeigt: Die Pandemie hat uns in unserer Freiheit eingeschränkt. Bei der schrecklichen Flutkatastrophe im vergangenen Jahr haben wir die Verwundbarkeit unserer Zivilisation auf dramatische Weise erlebt. Ein Krieg auf unserem Kontinent war bis vor wenigen Monaten noch unvorstellbar. Die daraus resultierende Energiekrise und die Preissteigerungen fordern uns massiv heraus. Wir müssen uns verabschieden von einer Situation der unerschütterlichen Stabilität. Wir müssen lernen loszulassen.
Der demografische Wandel trifft uns als Gesellschaft insgesamt. Wir in der Kirche spüren zusätzlich die rückläufigen Zahlen der Gläubigen – und damit auch die Zahlen derer, die einen pastoralen Beruf lernen wollen. Die Gründe hierfür sind hinlänglich bekannt. Die Folge sind fehlende Einnahmen aus der Kirchensteuer; sie werden massiv sein. Dies macht uns deutlich: Wir kommen an unsere Grenzen angesichts der vielfältigen Aufgaben.
Dass unsere bestehenden Strukturen mit vielen kleinen Pfarreien und einer Vielzahl von Immobilien den Bedarf übersteigen, sehen wir schon lange. Deshalb verändern wir unser Bistum durch den Zusammenschluss von Pfarreien und die Bildung von Pastoralen Räumen. Dazu kommt, dass wir in den vergangenen Jahren das jeweilige Geschäftsjahr mit finanziellen Verlusten abgeschlossen haben. Unsere Rücklagen schmelzen. Wir sind an einem Punkt angekommen, der uns zum Handeln zwingt.
Auch in Zukunft nahe bei den Menschen sein
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was wir wie entwickeln wollen und können. Wir wollen auch in Zukunft aus der Frohen Botschaft Jesu Christi heraus mit unseren seelsorglichen, diakonischen und missionarischen Angeboten nahe bei den Menschen sein. Wir wollen als Kirche im Bistum Trier im Rahmen unserer Möglichkeiten eine verlässliche Partnerin für Politik und Gesellschaft sein.
Mit diesem Anspruch haben wir im Bistum ein Konzept zur Haushaltssicherung erarbeitet, das sich an den Kriterien orientiert, die sich aus den Ergebnissen der Diözesansynode ableiten lassen.
Wir wollen vielfältige diakonische und missionarische Orte von Kirche ermöglichen und stärken. Wir wollen Menschen in unseren Pfarreien, in den Pastoralen Räumen und darüber hinaus vernetzen und mit ihnen Gemeinschaft bilden: auf Pfarreiebene, in Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Krankenhäusern, Altenheimen, Gefängnissen, Hospizen. Wir wollen kirchliches Leben erneuern und dabei unsere Traditionen nicht vergessen.
Das Haushaltssicherungskonzept orientiert sich aber natürlich auch an betriebswirtschaftlichen Kriterien. Bei der Prüfung unserer Angebote und Handlungsfelder haben wir entschieden, dass wir die bisherige Vielfalt so qualitativ hochwertig wie möglich weiterführen möchten. Es wird Kostensenkungen in nahezu allen Handlungsfeldern geben, ohne dass wir sie gänzlich aufgeben werden. Die Höhe der Einsparvolumina richtet sich nach den Schwerpunkten unserer strategischen Ausrichtung.
Keine betriebsbedingten Kündigungen
Eine sehr wichtige Ressource sind die Menschen, die sich beruflich in den Dienst der Kirche stellen. Diesen Menschen möchte ich versichern, dass wir im Zuständigkeitsbereich des Bistums keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen werden.
Manche der Maßnahmen, die wir mit dieser Broschüre vorstellen, sind schon konkret; andere bedürfen der Prüfung oder der Verhandlung mit Partnern. Manche greifen schon kurzfristig in einem der nächsten Jahre, andere sind längerfristig angelegt und kommen erst in einigen Jahren zum Tragen.
Statt eine Einrichtung zu schließen oder Angebote zu reduzieren, werden wir versuchen, Beteiligung an den Finanzierungen zu erreichen. Statt uns aus Bereichen zurückzuziehen, suchen wir Synergien mit anderen. Die notwendige Verwaltung, die der Pastoral dient, versuchen wir möglichst schlank aufzustellen.
Mir ist bewusst, dass wir den Gläubigen sowie unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit diesen Maßnahmen in den kommenden Jahren einiges zumuten. Weil ich aber zuversichtlich bin, dass die Maßnahmen uns helfen, auch zukünftig “da zu sein für Mensch und Welt”, wie wir auch unsere diakonische Kirchenentwicklung überschrieben haben, bitte ich Sie um Ihr Vertrauen und um Ihre Unterstützung.
Ihr
Ulrich von Plettenberg
Bischöflicher Generalvikar